Böhmische Spielwaren aus Kallich

Im Jahre 1784 erließ Kaiser Joseph II. eine neue Zollordnung, die u. a. die Einfuhr von „Berchtesgadner Holzspielzeug“ verbot.
In Folge dessen gründete noch im gleichen Jahr der Forstmeister der Herrschaft Rothenhaus, Josef Hein, Böhmens erste Drechselfabrik für Spielzeug in Kallich/Kalek. Nach dessen Tod kaufte diese Fabrik der Herrschaftsbesitzer Graf Franz von Rottenhan auf Rothenhaus.

1791 fand anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten für Leopold II. in Prag eine Gewerbeausstellung statt. In dem aus diesem Anlass erschienen Katalog wird die „Holz- oder so genannte Berchtoldsgadener Ware [ Berchtesgadener War] aus der gräflichen Rottenhan’schen Fabrik zu Rothenhaus“ ausdrücklich hervorgehoben.

Bei der Berchtesgadener War handelt es sich um bemalte und einfache Spanschachteln, Haushaltsgeräte und Kinderspielzeug aus Holz.

1812 finden die Drechsler-, Holz- und Spielwarenfabriken zu Kallich Erwähnung.

Um 1830 entwickelte sich auch die Produktion von Blechspielzeug. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts lieferten die Walzwerke in Gabrielahütten/Gabrielna Hut’ und Kallich/Kalek 2000 Zentner Blech an verschiedene Spielwarenhersteller.

Um 1895 wurden in Kallich auch Pfeifenspitzen, Büchsen, Fässchen, Kinderkugeln und –Kegel gedreht und roh verkauft, Sandspiele hingegen erhalten einen Lacküberzug. Im Übrigen wurde zu dieser Zeit wenig Kinderspielzeug produziert. Kallich war für ihre hochqualitativen Küchengeräte bekannt.

Bis 1950 stellten fast alle Holzbetriebe im Gebirge ihre Arbeit ein. Es blieb ein Sägewerk mit Drechslerei in Kalek, das bis in die 1990er Jahre existierte und die Nachfolgefirma der Spielwarenfirma G. R. Walter in Nova ves v Horach, die heute unter der Bezeichnung NBW firmiert.


Quelle:

geschichte.seiffen.de/geschichte-der-boehmischen-spielwaren/ [Stand 17.11.2022]